Mehr als 2800 Aussteller aus aller Welt, rund 600 Sprecher auf zehn Bühnen und 370 Startups ermöglichten den Besuchern der CeBIT 2018 einen umfassenden Einblick in die aktuellen und zukünftigen Trends rund um das Thema digitale Transformation. Zum ersten Mal mit in Hannover dabei: die knowis AG als Kunde und Businesspartner von IBM. Die Regensburger Softwareschmiede zeigte am Beispiel eines innovativen Mobilitätskonzepts, wie Banken durch den Einsatz von Plattform-Technologie völlig neue Geschäftsmodelle erschließen können.
Nachdem die CeBIT in den letzten Jahren mit stark sinkenden Besucherzahlen zu kämpfen hatte, wurde in diesem Jahr das Veranstaltungskonzept völlig neu aufgesetzt. Ein Konglomerat aus Expo, Konferenz und Networking-Event bot den 120.000 Messeteilnehmern Einblick in Bereiche wie künstliche Intelligenz, Robotics und Future Mobility. Sowohl die Aussteller, die Messebetreiber als auch die Besucher ziehen eine positive Bilanz, auch wenn es vermutlich noch ein paar Jahre dauern wird, bis die CeBIT sich wieder vollständig rehabilitiert hat.
Die CeBIT 2018 war für Heiko Meyer, den Vorsitzenden des Messeausschusses und Chef von Hewlett Packard Enterprise Deutschland, ein voller Erfolg: „Mit dem deutlich veränderten Charakter der Veranstaltung haben wir alle unsere gesteckten Ziele erreicht.“ Auch Oliver Frese, der Messevorstand, betont: Das alte Format einer reinen Geschäftsmesse aus den Jahren 2014 bis 2016 habe nicht mehr funktioniert, deshalb habe man das System auf den Kopf gestellt. Die neue Cebit sei nicht mehr mit der alten vergleichbar. Die CEBIT 2019 wird erneut etwas nach hinten verlegt. Von 24. bis 28. Juni 2019 öffnet die Messe wieder ihre Tore.
IBM auf der CeBIT
Ginni Rometty, CEO und Präsidentin von IBM, erläuterte in ihrer Keynote bei der Welcome-Night der CeBIT die Bedeutung von Cloud-Technologie in Verbindung mit künstlicher Intelligenz für die heutige Gesellschaft. Daten seien die größte Herausforderung und gleichzeitig die größte Chance unserer Zeit – die Cloud sei dabei das Ziel, auf das alle zwangsläufig zusteuerten. Diese Ära des digitalen Wandels werde 100 % aller Jobs und Geschäftsmodelle verändern.
Beim CEBIT-Auftritt von IBM spielte das Thema Künstliche Intelligenz eine elementare Rolle. Durch die Plattform IBM Watson wird es Unternehmen ermöglicht, durch verknüpfte Informationen fundierte Entscheidungen zu treffen und neue Formen der Zusammenarbeit zu nutzen. "Generell geht es uns darum zu zeigen, mit welchen Technologien oder Skills wir unsere Wirtschaft, Umwelt und unser Leben besser machen können", erläuterte Unternehmenssprecherin Christine Paulus. Auch das Thema Cloud-Technologie war allgegenwärtig im IBM-Umfeld und kristallisierte sich als Schlüsseltechnologie vieler zukünftiger Projekte heraus. Die knowis AG, Kunde und Business-Partner von IBM, zeigte in einem gemeinsamen Showcase im IBM-Pavillon eines von vielen möglichen Anwendungsszenarien von verknüpften Daten im Plattformbereich.
Auch Matthias Hartmann, General Manager IBM/DACH, stellte in einem Interview auf der CeBIT die Bedeutung von Plattformtechnologien für die digitale Transformation heraus, betonte jedoch, dass dies nicht nur ein Technologie-Thema sei. Es gehe in gleichem Maße um eine Weiterentwicklung der Kultur und der Geschäftsmodelle.
Der Wandel zur digitalen Kultur ist eine Herausforderung
Große Unternehmen sind häufig schwerfällig bei der Umsetzung von Veränderungen und Innovationen. Das liegt zum einen in den komplexen internen Strukturen und Prozessen, zum anderen in der Tragweite getroffener Entscheidungen zu Grunde. Speziell Unternehmen, deren Kernmarkt nicht in der Technologiebranche beheimatet ist, verpassen oft den Startschuss neuer Trends am Markt und brauchen viel Energie, um die agile Konkurrenz wieder aufzuholen und Schritt zu halten.
Selbst im Technologie-Bereich gibt es prominente Beispiele wie Nokia, einst führender Hersteller im Bereich der Mobiltelefone mit weit über 50 Prozent Marktanteil, der die Trendwende vom Mobiltelefon hin zu den Smartphones verpasst hat. Die Finnen reagierten spät, setzten erst auf die falsche Technologie, dann auf das falsche Betriebssystem und waren innerhalb weniger Jahre in der Bedeutungslosigkeit verschwunden.
Banken tun sich bei der digitalen Transformation besonders schwer
Es ist naheliegend, dass in technologiefernen Branchen die Adaption digitaler Strukturveränderungen noch weitaus weniger im Fokus steht. Im Finanzsektor beispielsweise wurde der digitale Wandel, besonders von großen Finanzinstituten, lange ignoriert. Kleine, flexible Unternehmen und Startups, die sogenannten FinTechs, witterten ihre Chance und begannen damit, für einzelne Banking-Prozesse gezielt die digitale Erwartungshaltung der Kunden zu erfüllen. So wurde im Laufe der Zeit nahezu unbemerkt, durch eine stetige Zunahme kleiner spezialisierter Konkurrenten, das ganzheitliche Geschäftsmodell großer Finanzdienstleister in Frage gestellt.
Nahezu alle Services der großen Banken werden mittlerweile auch segmentiert von kleinen Anbietern angeboten – perfekt angepasst an die digitalen Lebensgewohnheiten der Kunden und beliebig skalierbar durch den Einsatz von Cloudtechnologie. Viele Kleine bringen die Großen ins Stolpern, da der Kunde keinen Mehrwert mehr davon hat, seiner Traditionsbank die Treue zu halten. Mittlerweile prophezeien angesehene Wirtschaftsexperten schon das große Bankensterben in Deutschland in den nächsten Jahren für alle Finanzinstitute, die ihr Geschäftsmodell nicht neu definieren und sich technologisch weiterentwickeln.
Anpassungen des Geschäftsmodells am Beispiel eines innovativen Mobilitätskonzeptes
IBM hat die Zeichen der Zeit rechtzeitig erkannt und auf der CeBIT in vielen verschiedenen Showcases mit Partnerunternehmen Lösungsansätze zu den Herausforderungen der Digitalisierung vorgestellt. Darunter auch die knowis AG, Kunde und Businesspartner von IBM. Am Showcase eines Mobilitätskonzeptes wurde das Potenzial von verknüpften Informationen im Banking-Bereich demonstriert.
Mit der GO2BANK-App stellte knowis in einer Live-Demo vor, wie es Bankkunden ermöglicht werden kann, Shared Mobility schnell und sicher über die App eines Finanzdienstleisters abzuwickeln – ohne sich bei dem entsprechenden Mobilitätsanbieter selbst zu registrieren oder persönliche Daten hinterlegen zu müssen.
Besucher der CeBIT konnten sich bei knowis live in der App verfügbare Fahrräder unterschiedlicher Anbieter in der Umgebung anzeigen lassen und das knowis-Bike online buchen. Die Daten der Fahrräder stammten dabei von einer realen Web-Schnittstelle, lediglich das knowis -Bike war zu Demonstrationszwecken manuell in den Bestand eingefügt worden. Wurde das Test-Rad gebucht, trat eine Signalleuchte in Aktion – so lange bis dessen Rückgabe durch Drücken eines Knopfes am Fahrrad bestätigt wurde. Sogleich konnten die Nutzer in der App die Abrechnungsdaten sehen, die in einem echten Szenario automatisch durch das verknüpfte Bankkonto beglichen worden wären.
Bike-Sharing ist nur eines von vielen Beispielen
Das Fahrrad war in diesem Showcase eher exemplarisch zu sehen, das Konzept lässt sich 1:1 auf Carsharing, öffentliche Verkehrsmittel oder weitere Dienstleistungen anwenden. Banken verwalten bereits viele verifizierte und vertrauenswürdige Informationen über ihre Kunden. Durch Informationsverknüpfung können diese Daten, über sichere Schnittstellen, beispielweise als Identitätsnachweis für Dienstleistungen genutzt und das verknüpfte Konto für automatisierte Transaktionen verwendet werden.
„Der Showcase der GO2BANK ist letztlich nur eine Facette, die anschaulich zeigt, wie sich die Wertschöpfungsketten von Banken und Partnern zum Mehrwert des Kunden verbinden lassen,“ so Gerald Gassner, CEO der knowis AG.
Die Vorteile für die involvierten Parteien sind vielseitig:
- Die Bank kann sich über eine derartige Lösung, neben dem Angebot der klassischen Finanzdienstleistung, auch als Identitätsprovider und Trust Entity darstellen und dies als Kundenbindungsmaßnahme oder zusätzliches Geschäftsmodell nutzen.
- Der Vorteil für den Kunden: Die Weitergabe von Nutzer- und Zahlungsdaten an viele unterschiedliche Betreiberplattformen entfällt komplett, da Bank und Dienstleister lediglich eine ID austauschen. Zudem kann er verschiedene Anbieter auf einer Plattform vergleichen und alle Zahlungsströme einfach nachverfolgen.
- Die angeschlossenen Mobilitätspartner erreichen über ein attraktives Ökosystem Kunden, die sie über ihr eigenes Netzwerk nicht erreichen würden und erweitern so ihren Kundenkreis erheblich.
Mobilitätskonzept ist auch für Unternehmen interessant
Der Usecase richtet sich zudem auch an Unternehmen, die ihren Mitarbeitern urbane Mobilität zur Verfügung stellen möchten, ohne eine eigene Fahrzeugflotte aufzubauen. Die Bank ist in diesem Szenario sowohl Fahrzeugvermittler als auch die zuständige Stelle für die Verwaltung der Abrechnungsdaten. Der Mitarbeiter bucht über seine Banking-App ein Fahrzeug in der Nähe, markiert die Buchung als Dienstfahrt und stellt es am Ende der Nutzung einfach ab. Abstellposition, zurückgelegte Distanz und Buchungsdauer werden automatisch verarbeitet, mit dem Mobilitätsanbieter synchronisiert und mit dem Arbeitgeber abgerechnet.
Zusätzlicher Aufwand entsteht für keinen der Partner: die Banking-Plattform im Hintergrund kümmert sich um alles Administrative.
Bildquellen: Teaserbild - Deutsche Messe; Bilder im Text: IBM/knowis AG