Flexibel und ohne Abstriche bei Sicherheit und Compliance – so sollte eine moderne Softwarelösung für Finanzinstitute aussehen. Der Einsatz von Cloud-Technologien kann der richtige Schritt auf dem Weg der digitalen Transformation sein. Gemeinsam mit IBM und knowis hat die Aareal Bank eine Cloud-Strategie zur Auslagerung von Geschäftsprozessen umgesetzt, welche die spezifischen bankfachlichen Anforderungen berücksichtigt. In einem ausführlichen Interview im IT Finanzmagazin erzählen die Projektbeteiligten von ihren Beweggründen und Erfahrungen.
Das Identifizieren geeigneter Anwendungsfälle und die Wahl der passenden Cloud-Betriebsform sind, neben der Einhaltung der Regularien, wesentliche Faktoren einer erfolgreichen Cloud-Strategie. So wurde bei der Aareal Bank, unterstützt von IBM und knowis, eine Plattform implementiert, die Kreditanbahnung und Kreditentscheidung unter Einsatz von Cloud-Technologien digital umsetzt. Bei der Lösung handelt es sich um die erstmalige Auslagerung eines bankfachlichen Geschäftsprozesses in die Cloud – eine Premiere in Deutschland.
Mehr Flexibilität in starre Kernbankstrukturen bringen
In vielen Fällen verhindern in die Jahre gekommene Kernbankensysteme durch ihren monolithischen Aufbau eine schnelle und unkomplizierte Umsetzung von Änderungen. Gerade in Zeiten, in denen Flexibilität und Schnelligkeit das A und O beim Go-to-Market neuer Produkte sind, entwickelt sich diese Trägheit zunehmend zu einem ernsten Problem für Finanzdienstleister. Moderne Plattform-Technologie in Kombination mit einer anpassungsfähigen Cloud-IT-Infrastruktur kann Abhilfe schaffen und die Time-to-Market neuer Produkte und Omnichannel-fähiger Services erheblich beschleunigen.
Diese Überlegungen bildeten auch bei der Aareal Bank die Grundlage für die Entscheidung pro Cloud, wie im Interview mit dem IT Finanzmagazin deutlich wird. „Die wichtigste Motivation war sicher mehr Flexibilität in der Umsetzung der digitalen Lösungen. Die Änderung von einzelnen Parametern, die Erweiterung von Modellen oder auch die Einbindung verschiedener Datenquellen lässt sich mit der neuen Lösung viel einfacher handhaben“, so Heinz Biesen, IT-Bereichsleiter Banking Transformation der Aareal Bank.
Cloud und Compliance ist kein Widerspruch
Die Aareal Bank, die auf strukturierte Finanzierungen in der Immobilienwirtschaft spezialisiert ist, nutzt nun die isfinancial-Plattform von knowis als Cloud-Lösung. Die Banking-Plattform liegt in der IBM-Cloud und erfüllt alle regulatorischen Anforderungen, die im Bankensektor entscheidend sind. „Wir begleiten unsere Kunden auf dem Weg in die Cloud und haben für unsere Produkte gemeinsam mit den Aufsichtsbehörden die Parameter abgestimmt, die für unsere Kunden den Compliance-konformen Weg in die Cloud ermöglichen. Das 'IBM EBA Cloud Compliance Certificate' ist das aktuellste Beispiel: Wir haben die Leitlinien der EBA zu Auslagerungen direkt in unseren IBM Vertragsbedingungen gespiegelt“, erklärt Jürgen Lang von IBM Deutschland den Lesern des IT Finanzmagazins.
Technologie und Fachlichkeit sind eng verwoben
Wie wichtig es ist, auch die fachliche Seite bei einer Modernisierung im IT-Bereich zu berücksichtigen, zeigt sich bei der Digitalisierung im Banking besonders deutlich. Speziell im Kreditgeschäft besteht ein sehr hohes Potenzial für die Automatisierung von zeitintensiven manuellen Prozessen. Die Aareal Bank konnte bei ihrem Cloud-Projekt von der knowis-Expertise bei der Digitalisierung im Kreditgeschäft und den flexiblen Business-Komponenten der isfinancial-Plattform profitieren. „Die knowis-Technologie hat es ermöglicht, die bankenspezifischen Prozesse Schritt für Schritt in digitale Lösungen zu transformieren, in einen modernen Architekturansatz einzubetten und mit Bestandssystemen und Services von Drittanbietern zu verknüpfen“, resümiert Michael Rehfisch, Head of Banking Solutions bei knowis.
Das ausführliche Praxisinterview mit Heinz Biesen, Jürgen Lang und Michael Rehfisch lesen Sie im IT Finanzmagazin.
Wann lohnt sich das Outsourcing in die Cloud für Banken?
Bei der Analyse großer Datenmengen in Echtzeit oder beim flexiblen Zu- und Abschalten von Applikationen sind flexible IT-Architekturen gefragt. Doch auch die Einführung der Payment Services Directive 2 (PSD2) ist für Finanzinstitute ein nicht zu unterschätzender Faktor, dessen Umsetzung eine dynamische Skalierung von Hard- und Software erforderlich macht. Denn die mit der Zahlungsdiensterichtlinie einhergehende Öffnung des Zugriffs auf Nutzer- und Kontodaten und der Anschluss von Dienstleistungen Dritter kann für eine deutlich erhöhte Nachfrage an digitalen Services sorgen. Die Umsetzung und der Betrieb einer Inhouse-IT-Lösung erfordert daher unter Umständen hohe Investitionen, um eine wirklich zukunftsfähige Performance zu garantieren. Je nach Einsatzfeld, Umfang und bestehender IT-Bebauung können sich Aufwands- und Kostenvorteile aus dem Einsatz von Cloud-Services ergeben. Ob man auf die On-Premises-Variante setzt oder auf einen reinen Cloud-Ansatz zurückgreifen will, ist je nach Anwendungsfall zu entscheiden.
In jedem Fall sollten Banken zuerst alle relevanten internen Prozesse dahingehend überprüfen, ob diese 'cloud-ready' sind, bevor eine Auslagerung vorgenommen wird. Es könnten Modernisierungsmaßnahmen erforderlich sein, ehe Anwendungen in die Cloud übertragen werden. Vor dem Start der Migration ist es daher sinnvoll eine Roadmap mit Zielen und notwendigen Schritten zu erstellen, in der beispielsweise die Ausgestaltung des genutzten Cloud-Dienstes festgehalten wird. Hierbei gibt es kein Patentrezept: Es gilt individuell zu entscheiden, welche Anwendungsszenarien innerhalb der Bank für Cloud-Computing geeignet sind und wie umfassend der Migrationsprozess sein soll.
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